Abhängigkeit / Sucht
Abhängigkeit ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte Krankheit. Umgangssprachlich wird meist das Synonym „Sucht“ verwendet.
Der Begriff bezeichnet zum einen das übermächtige und unwiderstehliche Verlangen, eine bestimmte Substanz immer wieder einzunehmen um sich mental besser zu fühlen (psychische Abhängigkeit) und zum anderen eine körperliche Symptomatik, die durch Dosissteigerung und dem Auftreten von Entzugserscheinungen gekennzeichnet ist (körperliche Abhängigkeit).
Die Suchtkriterien der WHO:
- Starkes, unstillbares Verlangen
- Weiterer Konsum, trotz negativer Folgen
- Interessensverlust
- Kontrollverlust
- Toleranzentwicklung (Gewöhnung und dadurch Dosissteigerung)
- Entzugserscheinungen
Die Diagnose Abhängigkeit wird gestellt, wenn in den letzten 12 Monaten mindestens drei dieser Kriterien zutrafen.
Symptome
Bei Entzug sind körperliche Symptome wie Schwitzen, Übelkeit, Gewichtsverlust, Zittern und andere die Folge. Es kann aber auch zu psychischen Entzugserscheinungen kommen, wie Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen.
Symptome psychischer (seelischer) Abhängigkeit:
- Unruhezustände
- Getriebenheit, Gereiztheit
- Angst
- Schlaflosigkeit
- depressive Verstimmungen bis hin zu Suizidgedanken
Symptome physischer (körperlicher) Abhängigkeit:
Körperliche Entzugerscheinungen treten nur bei Suchtmitteln mit Toleranzausbildung auf. Dazu gehören vor allem Opiate (z.b. Heroin), Alkohol, Barbiturate und viele weitere Dämpfungs- und Schlafmittel sowie angstlösende Beruhigungsmittel. Im Vordergrund stehen – nicht nur bei den Opiaten – überschießende Reaktionen des vegetativen Nervensystems:
- Unruhe
- Schweißausbrüche
- Gereiztheit
- Frieren
- Zittern
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Übelkeit
- es kann aber auch zu Durchfällen, Erbrechen, Schmerzen im Bauchraum, der Gelenke und Glieder und Krampfanfällen kommen.
Nicht jeder Abhängige hat körperliche Entzugserscheinungen. Es sind vor allem die seelischen Entzugserscheinungen, die Abhängige immer wieder zum Konsum ihres Suchtmittels nötigen und gegen ihren tieferen Wunsch abhängig halten. Je länger eine unbehandelte Abhängigkeit andauert um so größer ist die Gefahr von gesundheitlichen Schäden und einer zunehmende Beeinträchtigung der alltäglichen und sozialen Lebensführung.
Kontrollverlust
Nicht jeder Süchtige nimmt Drogen, und nicht jeder, der Drogen nimmt, ist süchtig! Ein zentrales Merkmal von Sucht ist der Kontrollverlust, d.h. der Süchtige ist nicht mehr in der Lage, den Konsum (Menge, Anlass und Zeitpunkt des Konsums) des Suchtmittels zu kontrollieren.
Der Konsum richtet sich nur noch nach der Wirkung der Droge und geht einher mit einer Toleranzsteigerung. Um in den gleichen gewünschten Erlebniszustand zu kommen, braucht der Süchtige eine immer höhere Dosis des Suchtmittels (Gewöhnungseffekt) oder wechselt zu noch härteren Drogen um diesen zu erreichen.
Oft merkt ein Süchtiger erst, dass er die Kontrolle verloren hat, wenn er sich seinem Suchtmittel entziehen will oder keines zur Verfügung hat und erste Entzugserscheinungen auftreten. Bei einer psychischen Abhängigkeit tun sich Süchtige besonders schwer, sich diese als solche einzugestehen. Vor allem psychoaktive Substanzen machen ihnen vor, dass sie alles im Griff haben. Sie konstruieren sich eine eigene Realität, die sich zwar um das Suchtmittel dreht, in der sie aber das Gefühl haben, nicht darauf angewiesen zu sein und es kontrollieren zu können. Diese Realität wird in der Regel nicht von ihrer Umgebung geteilt und hat nicht mehr viel mit der Wirklichkeit zu tun.
Faktoren für Abhängigkeit
Es gibt drei hauptsächliche Faktoren, die bei der Entstehung einer Abhängigkeit ausschlaggebend sind:
Jedes Suchtmittel hat ein unterschiedliches Suchtpotential. Es gibt Substanzen, die ein hohes Abhängigkeitspotential haben (z.b. Kokain, Heroin, Nikotin) und solche, bei denen sich eine Abhängigkeit langsamer entwickelt. Bei illegalen Drogen ist dies zudem abhängig vom Reinheitsgrad der jeweiligen Substanz und von der Konsumform (Menge, Dauer des Konsums, Gewöhnung, individuelle Reaktion auf die Wirkungen der Substanz). Hierbei ist der intravenöse Gebrauch eine Form des Konsums, die relativ schnell in eine Sucht führt.
Ein weiterer Faktor liegt in der Persönlichkeit des Konsumenten. Jeder Mensch ist unterschiedlich und auf jeden Menschen wirken Suchtmittel individuell. Wenn ein oder mehrere verschiedene Suchtmittel auf längere Zeit hin konsumiert werden, steht dahinter meist auch die Wahrnehmung des Konsumenten, dass diese bei ihm besonders wirkungsvoll sind und zu „funktionieren“ scheinen. Jemand, der im nüchternen Zustand eher schüchtern und zurückhaltend ist, wird mit Hilfe einer Substanz auf einmal gelöst, gesprächig und findet den Mut, auf andere zuzugehen. Andere Suchtmittel beeinflussen die Verdrängung von unangenehmen Gedanken und Problemen, wieder andere steigern die Leistungsfähigkeit. Problematisch wird es immer dann, wenn solche Reaktionen nur noch mit Hilfe eines Suchtmittels möglich sind. Das heißt, der Süchtige verlernt, sich mit sich selbst auseinander zu setzen und schwierige und problematische Situationen anzugehen und zu lösen. Oder er hat es nie wirklich gelernt, mit Frust und Schmerz umzugehen.
Auch das soziale Umfeld übt auf verschiedenen Ebenen Einfluss auf die Entstehung von Abhängigkeit aus. Bedeutend hierbei ist, welche Konsumsitten die jeweilige Umgebung hat und welches Suchtmittel in Mode oder „trendy“ ist. Weitere Faktoren können sein: Beruf, familiäre Situation, soziale Integration, Gesetzgebung.
Es ist also eine Kombination verschiedenster Risikofaktoren, welche die Entstehung einer Abhängigkeit bedingen.
Hilfe für Abhängige
Wenn ein Mensch süchtig geworden ist, ist er darauf angewiesen, dass ihm seine Freunde, Familie oder diejenigen, die viel mit ihm zu tun haben ihre Wahrnehmung seiner Sucht rückmelden. Jeder Abhängige schafft sich seine eigene Realität, die durch chronischen Drogenkonsum noch weiter verwaschen wird, so dass er keinen Blick für seinen tatsächlichen psychischen oder körperlichen Zustand hat.
Sinnvoll ist, der betroffenen Person zu spiegeln, dass es Hilfe gibt (Arzt, Beratungsstelle). Bei körperlicher Abhängigkeit kann es sogar lebensgefährlich sein, selbständig zu entziehen.
Für abhängige Menschen gibt es viele Möglichkeiten eine Therapie zu machen. Es gibt unterschiedliche Therapien nach unterschiedlichen Diagnosen und Bedürfnissen. Kostenträger einer Therapie sind in aller Regel die Rentenvesicherung oder die Krankenkasse. Die Suchtberatungsstelle berät hierzu zur passenden Auswahl einer Klinik und übernimmt die Beantragung einer Therapie. Weitere Auskünfte dazu kann jede Suchtberatungsstelle und das Pille-Palle-Team geben.