Langzeitschäden durch Ecstasy-Konsum
Drogen im Zentralen Nervensystem
Ecstasy im zentralen Nervensystem
Galt der Ecstasy-Konsum in Szene-Kreisen lange Zeit als relativ harmlos, steht mittlerweile fest, dass der Langzeitkonsum zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und zu irreparablen Gehirnschäden führt. Bei einer Reihe von Tierexperimenten und Studien zum XTC-Konsum wurden Ergebnisse gefunden, die für eine möglicherweise irreparable Schädigung von Nervenzellen und einen Serotonin-Mangel beim Konsumenten sprechen.
Drogen im Zentralen Nervensystem
Im menschlichen Gehirn gibt es Milliarden von Neuronen (Nervenzellen), die die Aufgabe haben, Informationen zu empfangen, zu verarbeiten und an weitere Zellen im Körper weiterzuleiten. Neuronen sind die Grundbausteine des Nervensystems. Während innerhalb von Neuronen elektrische Impulse die Reizübertragung auslösen, sind zwischen den Nervenzellen, in den sogenannten Synapsen, chemische Botenstoffe dafür verantwortlich. In diesem Bereich, im synaptischen Spalt, wirken eine Reihe von körpereigenen Botenstoffe, u.a.:
Serotonin: ist an Prozessen beteiligt, die den Schlaf, Gefühle und die emotionale Stimmung beeinflussen:
- Steuerung emotionaler Prozesse
- Regelung der Körpertemperatur
- Steuerung der inneren biologischen Uhr
- Steuerung des Empfindens von Hunger, Durst und Sättigung
- Auswirkung auf Lernen
- Auswirkung auf das Gedächtnis
Dopamin: beeinflusst die willkürliche Bewegung, Lernen, Gedächtnis, Wahrnehmung, Belohnungssystem und den emotionalen Zustand des Menschen
Endorphine: die wirksamsten körpereigenen schmerzlindernden Substanzen
Wenn ein elektrischer Impuls das Ende eines Nervs erreicht, werden Neurotransmitter durch ein freigesetztes Bläschen in den synaptischen Spalt ausgeschüttet, um von Rezeptoren in die nächste Nervenzelle aufgenommen zu werden und dort einen spezifischen Reiz auszulösen. Danach wird der Neurotransmitter abgebaut oder wieder vom Bläschen in die ursprüngliche Nervenzelle zurück aufgenommen.
Viele psychoaktive Wirkstoffe von Drogen beeinflussen das Verhalten, die Stimmung und das Denken des Konsumenten, indem sie in die Übermittlungsvorgänge in den Synapsen eingreifen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, u.a. :
Agonistische Wirkung: Es können Rezeptoren von den Wirkstoffen der Drogen ersetzt werden und bestimmte spezifische Reize auslösen.
Antagonistische Wirkung: Die Rezeptoren werden von den Wirkstoffen der Drogen blockiert, ohne eine spezifische Wirkung auszulösen, verhindern jedoch das Empfangen natürlicher Impulse.
So können körperfremde Substanzen die Wahrnehmung verändern, Halluzinationen verursachen, Schmerzempfindungen unterdrücken oder Depressionen lindern. Es gibt jedoch noch einige andere (auch noch unerforschte) Faktoren, die die Vorgänge in den Synapsen beeinflussen.
Ecstasy im zentralen Nervensystem
Durch den Ecstasykonsum wird vermehrt Serotonin ausgeschüttet und die Wiederaufnahme dieses Neurotransmitters gehemmt. Dies ist ein Hauptfaktor der Ecstasy-Wirkung, wie man mit Blick auf die Funktionen des Serotonins nachvollziehen kann. Über die Aktivierung von Serotoninrezeptoren kommt es auch zur Steigerung der Dopaminausschüttung.
Durch den Konsum von Ecstasy wird der Serotoninhaushalt empfindlich gestört. Da die Serotoninspeicher nach der Ecstasy-Wirkung weitgehend geleert sind, kommt es zu Depressionen und Antriebsstörungen (Psychokater). Desweiteren bestätigt sich der Verdacht, dass durch die erhöhte Serotoninausschüttung während des Ecstasykonsums die entsprechenden (sog. serotonergen) Nervenzellen absterben.
Auswirkungen auf das Kurzzeitgedächtnis
Schon bei einer geringen Menge Ecstasy ist eine Abnahme der serotonergen Nervenzellen zu beobachten. Im Moment ist jedoch noch unklar, ob sich diese Gehirnschäden wieder zurückbilden oder ob sie dauerhaft bleiben. Je mehr Ecstasy konsumiert wurde, um so höher waren die Schäden und die Wahrscheinlichkeit, dass entstandene Schäden nicht mehr durch gesunde Nervenzellen kompensiert werden können.
Bei 37 % der Ecstasy-Konsumenten wurde ein „amnestisches Syndrom“ diagnostiziert. Dabei ist das Kurzzeitgedächtnis so stark gestört, dass von einer Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung gesprochen werden kann.
Die "Thomasius-Studie"
Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums führte Prof. Rainer Thomasius von der Universität Hamburg, Eppendorf eine Langzeitstudie durch. Rainer Thomasius (Hrsg.): Ecstasy – Eine Studie zu gesundheitlichen und psychosozialen Folgen des Missbrauchs, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2000 (erscheint am 14. Juli 2000).
Amnestisches Syndrom
Für einen Kurzzeitgedächtnistest wurden Ecstasy-Konsumenten gefunden und eine Kontrollgruppe weiterer Teilnehmer, die noch nie Ecstasy konsumiert hatten. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe, sich innerhalb von 2 Minuten 13 verschiedene dreistellige Nummern, die Begriffen zugeordnet waren (z. B. Bahnhof=203, Arzt=724) zu merken. Nach einer halben Stunde wurden diese Nummern abgefragt:
Hier fielen sehr deutliche Unterschiede zu den Nicht-Konsumenten auf: Ecstasy-Dauerkonsumenten konnten sich im Durchschnitt 3-4 Nummern merken, Ecstasy-Gelegenheitskonsumenten kamen auf 5-6 Nummern, Nichtkonsumenten hingegen auf 7.
Verminderte Hirnaktivität
Bei der Messung der Gehirnströme (EEG) und der Gehirnaktivität (PET) konnte bei Ecstasy-Konsumenten eine verminderte Wachsamkeit und eine verminderte Hirnaktivität festgestellt werden.
Psychische Störungen
Etwa die Hälfte der Dauerkonsumenten und etwa ein Viertel der Gelegenheitskonsumenten beklagten in den letzten 12 Monaten mindestens eine drogeninduzierte psychotische Störung:
- Halluzinationen
- Personenverkennungen
- Wahnvorstellungen
- unrealistische Beziehungs-Ideen