Alkohol & Schwangerschaft

Kann denn ein Gläschen Sekt zum Anstoßen oder ausnahmsweise ein Glas Wein zum Abendessen in der Schwangerschaft problematisch sein?

Leider Ja. Entgegen der landläufigen Meinung „ein kleines Schlückchen schadet ja nicht“ wirkt sich Alkohol schon in kleinsten Mengen schädlich auf die Entwicklung des Kindes aus.

Viele Menschen unterschätzen was für gravierende Folgen schon kleinste Mengen Alkohol in der Schwangerschaft für das Ungeborene haben können. 44% der Deutschen sind sich der Gefahren, denen sie ihr Kind aussetzen, wenn sie während der Schwangerschaft Alkohol zu sich nehmen, nicht bewusst.

In diesem Beitrag möchten wir auf die enormen Gefahren eines Alkoholkonsums während der Schwangerschaft aufmerksam machen.

Übernehmen Sie Verantwortung und verzichten Sie während ihrer Schwangerschaft konsequent auf Alkohol um Ihr Kind zu schützen!

 

Rund 58% der Frauen konsumieren auch während der Schwangerschaft Alkohol. Manche weniger, manche mehr. Doch klar ist: Schon geringe Mengen an Alkohol in der Schwangerschaft beeinflussen die Entwicklung des Babys negativ und schaden dem Ungeborenen lebenslang. Bedenken Sie, wenn Sie Alkohol konsumieren, trinkt ihr Baby immer mit.

Der aufgenommene Alkohol gelangt durch die Plazenta und die Nabelschnur ungefiltert in den Blutkreislauf des Kindes. Innerhalb kürzester Zeit haben Mutter und Kind somit die gleiche Alkoholkonzentration im Blut. Da der noch nicht vollständig entwickelte Organismus des Embryos, insbesondere die Leber, den Alkohol aber sehr viel langsamer abbaut als das bei einem erwachsenen Menschen der Fall ist, ist das Ungeborene der schädigenden Wirkung des Alkohols sehr viel länger ausgesetzt. Eine Zeit lang ist somit der Blutalkoholspiegel das Babys sogar höher als der, der werdenden Mutter.


Das Alles-oder-Nichts-Prinzip

Meist dauert es eine gewisse Zeit, bis eine Frau von ihrer Schwangerschaft Kenntnis hat. Nicht selten kommen so, gemeinsam mit der Nachricht ein Kind zu erwarten, Sorgen auf, dass der Alkoholkonsum in den ersten unwissenden Wochen der Schwangerschaft, dem Ungeborenen geschadet haben könnte. Diese Angst ist jedoch meist unbegründet. In den ersten 14 Tagen der Schwangerschaft greift das so genannte Alles-oder-Nichts-Prinzip. Das bedeutet, dass sich eine befruchtete Eizelle nur dann in der Gebärmutter einnistet, wenn sie gesund und lebensfähig ist. Wird die befruchtete Eizelle jedoch bereits in dieser anfänglichen Phase stark von äußeren Einflüssen, so genannten Teratogenen, wie beispielsweise dem Konsum von Alkohol, aber auch anderen schädigende Faktoren wie z.B. Röntgenstrahlung oder Umweltgiften, geschädigt, so teilt sie sich nicht weiter und wird vom Körper abgestoßen. Dieser sehr frühe Abbruch, in Form einer verspäteten Regelblutung, wird von der Frau oft gar nicht bemerkt.

Ist die Eizelle gesund und hat sich nun ca. 14 Tagen nach der Befruchtung eingenistet, so wirkt Alkohol ab diesem Zeitpunkt unwiderruflich schädlich auf den sich entwickelnden Organismus und kann eine Vielzahl verschiedenster Schädigungen und Behinderungen des Kindes hervorrufen. Daher ist eine frühzeitige Abklärung ob eine Schwangerschaft besteht ratsam. Weiterhin ist Frauen die einen Kinderwunsch hegen, zu raten bereits vorsorglich den Alkoholkonsum einzustellen um im Falle einer entstehenden Schwangerschaft dem Wohl des Kindes nicht zu schaden.


Kritische Entwicklungsphasen

Jeglicher Alkoholkonsum während der gesamten Schwangerschaft hat Folgen!

Alkohol ist ein Zellgift, das die Organe und Nerven des Embryos zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft angreifen und somit in allen Entwicklungsstadien große Schäden anrichten kann.

Eine unbedenkliche „Freigrenze“ unterhalb dieser auch ein geringer Konsum ungefährlich wäre gibt es nicht.

Trotz allem sind das Ausmaß bzw. die Ausprägung der späteren Schäden des Kindes von bestimmten Faktoren abhängig. Hierzu zählen unter anderem die konsumierte Menge Alkohol, wie auch das Entwicklungsstadium des Fetus, also der Zeitpunkt der Schwangerschaft zu dem konsumiert wird.

Bezüglich der Menge kann man sagen, dass sowohl ein mäßiger aber regelmäßiger Konsum (beispielsweise 2 Gläser Sekt oder Bier in der Woche) ebenso schädlich ist, wie ein einzelner exzessiver Konsum von mehreren alkoholischen Getränken an einem Abend. Nach der Dosis-Reaktions-Beziehung ist der Schweregrad der Auswirkung des Alkohols auf das Ungeborene von der konsumierten Dosis abhängig. Das bedeutet, je häufiger und heftiger der Fetus dem schädigenden Einfluss des Alkohols ausgesetzt ist, desto wahrscheinlicher wird ein Defekt auftreten und desto schwerwiegender wird er das Kind beeinträchtigen.

Besonders in der Frühphase der Schwangerschaft führt Alkoholkonsum zu sehr schweren körperliche Schäden. Zwischen der 3. und dem Ende der 12. Woche entwickeln sich alle lebenswichtigen Organsysteme des Menschen. Alkoholeinfluss in dieser sensiblen Phase der Organbildung und Entwicklung des zentralen Nervensystems beeinträchtigt die Zellteilung und –vermehrung. Daraus resultiert unter anderem, im Vergleich zu normal entwickelten Kindern, ein zurückgebliebenes und deutlich kleineres Gehirn. Kinder mit diesen Schädigungen leiden später an Fehlbildungen der Organe sowie an geistig-intellektuellen Defiziten und Entwicklungsstörungen.

Wird im späteren Verlauf der Schwangerschaft, wenn die Organbildung bereits (weitestgehend) abgeschlossen ist, Alkohol konsumiert, so verursacht dieser zwar meist keine, oder nur geringe körperliche Fehlbildungen dafür aber Wachstumsstörungen, psychische Auffälligkeiten wie Nervosität oder Konzentrationsprobleme sowie geistige Entwicklungsstörungen. Diese geistigen Störungen rühren daher, dass sich beispielsweise zwischen dem 7. Und 9. Schwangerschaftsmonat das Gehirn normalerweise nochmals stark ausdehnt, unter Alkoholeinfluss allerdings viele Nervenzellen absterben oder darin gestört werden, sich miteinander zu vernetzen.

Darstellung der kritischen Entwicklungsphasen eines heranwachsenden Kindes im Mutterleib. Quelle: http://www.faskinder.de/01_grundlagen/im_krit_phase.htm


Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

Die Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft sind gravierend!

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache einer vorgeburtlichen Schädigung des kindlichen Gehirns und geistigen Behinderung. Doch dieses Schicksal wäre zu 100% vermeidbar.

Trotzdem kommen in Deutschland pro Jahr ca. 10.000 Kinder mit einer irreversiblen Alkoholschädigung auf die Welt. Davon leiden schätzungsweise 2000-4000 Kinder an der schwersten Form, dem Fetalen Alkoholsyndrom FAS (Synonym: Alkoholembryopathie; AE), das somit häufiger ist als das Down-Syndrom und die Spina bifida („offener Rücken). Vom Fetalen Alkoholsyndrom betroffene Kinder sind schwer körperlich und geistig behindert und ihr Leben lang auf Hilfe und Fürsorge angewiesen. Nicht einmal 10% der mit dieser Störung geborenen Menschen sind in der Lage ein selbständiges Leben zu führen. Bereits von Geburt an erkennt man Kinder die von dieser schwersten Form der Alkoholschädigungen betroffen sind, denn sie weisen zahlreiche körperliche Charakteristika wie offensichtliche Gesichtsanomalien auf.
Unter anderem ein abgeflachtes Mittelgesicht, ein kurzer breiter Nasenrücken, eine schmale Oberlippe und ein großer Augenabstand. Zudem sind FAS Kinder oft minderwüchsig und haben Untergewicht.

Dieses Bild zeigt drei Kinder, die typisch FAS-Anomalien im Gesichtsbereich aufweisen. Quelle: https://www.bk-ks.de/infos-ueber-sucht/alkohol-in-der-schwangerschaft/bildergalerie/332-bildergalerie-zum-thema

Weitere typische Merkmale bei Kindern mit FAS sind:

Diese schwerste Störungsform FAS ist allerdings leider nur die berühmte Spitze des Eisbergs. Pro Jahr kommen weitere tausende Kinder mit so genannten Alkoholeffekten (FAE) zur Welt. Diesen Kindern sieht man ihre Schädigungen meist nicht an, da bei ihnen die charakteristischen äußeren Merkmale der FAS-Kinder fehlen. Nichts desto trotz ist diese, symptomatisch zwar abgeschwächte Form, für die betroffenen Kinde nicht pauschal als leichter zu bezeichnen. Durch Schädigungen des zentralen Nervensystems müssen diese Kinder mit kognitiven und verhaltensbezogenen Störungen leben. Oft haben sie Aufmerksamkeitsprobleme, können Probleme nicht alleine lösen und können die Folge ihres Handelns nicht abschätzen.

Die Gesamtheit aller alkoholbedingten Folgeschäden fasst man unter dem Oberbegriff der fetalen Alkoholspektumsstörung, kurz FASD zusammen. Dazu gehört das Vollbild des fetalen Alkoholsyndroms, die Alkoholeffekte sowie weitere alkoholbedingt Geburtsschäden und alkoholbedingte neurologische Entwicklungsstörungen. Gemein ist all diesen Störungsbildern, dass die einzige auslösende Ursache der Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist, sowie die Irreversibilität der Störung. Das bedeutet, dass die Schäden, wenn sie einmal verursacht sind nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Die geschädigten Kinder müssen somit ihr gesamtes Leben mit einer Behinderung leben, die durch einen konsequenten Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft zu 100% vermeidbar gewesen wäre. Bitte denken Sie daran, wenn sie vor der Entscheidung stehen ob sie ein Glas Alkohol annehmen möchten oder nicht.

Übersicht der fetalen Alkoholspektrumsstörung (FASD)


Alkohol in der Stillzeit

Der schädigende Einfluss alkoholhaltiger Getränke auf die Entwicklung des Kindes endet nicht bei dessen Entbindung.

In der Regel wird das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten von der Mutter gestillt. Von der Aufnahme der Muttermilch profitiert das Baby in mehrerlei Hinsicht: in der Muttermilch sind alle lebensnotwendigen Nährstoffe enthalten, die für eine gesunde Entwicklung des Neugeborenen notwendig sind zusätzlich enthält sie wichtige Abwehrstoffe gegen Infektionskrankheiten, die dem Baby über die Muttermilch zugeführt werden. Muttermilch ist also die beste Nahrung, die Sie ihrem Kind bieten können. Allerdings nur, wenn Sie alkoholfrei Stillen! Konsumiert die Mutter Alkohol so verbreitet sich dieser nicht nur in ihrem Blut, sondern steigert auch den Alkoholgehalt der Muttermilch. Wenn Sie also vermeiden möchten, dass sich Ihr Kind durch die Aufnahme alkoholisierter Muttermilch schon in seinen ersten Lebenswochen an den Geschmack von Alkohol gewöhnt und dadurch einem gesteigerten Risiko ausgesetzt ist, später eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln, so seien Sie ihrem Kind zur Liebe auch in Ihrer Stillzeit konsequent abstinent. Sollten Sie in Ihrer Stillzeit doch ausnahmsweise einmal mit einem Glas Sekt anstoßen, so bedenken Sie bitte das ein genügend großer Abstand zwischen ihrer Alkoholaufnahme und dem Stillen Ihres Kindes liegt.

Zur Information: Um ein Glas Sekt (0,1 Liter), das ca. 10g reinen Alkohol enthält abzubauen, benötigt Ihr Körper mindestens 2 bis 3 Stunden, was bedeutet, dass mindestens so viel Zeit verstrichen sein sollte, bevor Sie ihr Kind stillen.


Abhängigkeit in der Schwangerschaft - Wo finde ich Hilfe?

Die Aussage „Verzichten Sie während Ihrer Schwangerschaft konsequent auf Alkohol um Ihr Kind vor irreversiblen Schäden zu schützen!“ ist einfach.
Aber was tun wenn es nicht gelingt den Konsum von Alkohol einzustellen, sich vielleicht sogar schon eine Abhängigkeit entwickelt hat? Wichtig ist es dann, sich Hilfe zu holen. Ein Gespräch mit dem Frauenarzt oder ein Gespräch in einer Suchtberatungsstelle wie zum Beispiel der Psychosozialen Beratungs-und ambulanten Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete in Friedrichshafen ist möglich. Professionelle Berater können eine Unterstützung sein und Wege aufzeigen wie es gelingt eine Abstinenz zu erreichen und somit die Mutter und das ungeborene Kind zu schützen.
Es kann auch eine Unterstützung sein, den Partner oder Freunde zu bitten, solidarisch zu sein und während der Schwangerschaft und Stillzeit ebenfalls auf den Konsum von Alkohol zu verzichten, so entstehen weniger Situationen in welchen man in Versuchung geführt werden kann doch ein Glas oder zwei zu trinken.


Andere Drogen & Medikamente in der Schwangerschaft

Alkohol zählt zu den legalen Drogen und ist, auch wegen der nahezu unbegrenzten Verfügbarkeit ein weit verbreitetes Genuss-aber auch Suchtmittel. Selbstverständlich ist Alkohol aber nicht die einzige Droge, die sich auf die Entwicklung eines heranwachsenden Kindes unwiderruflich negativ auswirkt.

Wie der Alkohol zählt auch Nikotin zu den legalen Drogen und stellt ein ebenso großer Risiko für irreversible Schädigungen des Ungeborenen dar. Pro Jahr werden ca. 170.000 ungeborene Kinder durch das Rauchen der werdenden Mutter dem Risiko für Folgeschäden wie zum Beispiel Herz-& Gefäßerkrankungen oder Krebs ausgesetzt. Durch das in Zigaretten enthaltene Nikotin sowie Kohlenmonoxid, das durch die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes gelangt, verengen sich die Blutgefäße des Ungeborenen was dazu führt, dass dieses mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird und in seinem Wachstum gehemmt wird. Kinder rauchender Mütter kommen somit häufig mit einem zu geringen Geburtsgewicht, sowie einer nicht vollständig entwickelten Lunge zur Welt. Des weiteren erhöht das Rauchen in der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit einer Früh, Fehl-oder Todgeburt sowie das Risiko des plötzlichen Kindstodes erheblich.

Auch bei der Einnahme von Medikamenten ist Vorsicht geboten, was der Contergan-Skandal in den 60er Jahren eindrücklich verdeutlichte. Mütter die während der frühen Schwangerschaft dieses rezeptfrei erhältliche, empfohlene Beruhigungsmedikament einnahmen, brachten Kinder mit schweren Wachstumsentwicklungen und Fehlbildungen zur Welt.
Auf Grund dieser Erfahrungen ist es ausdrücklich zu raten, die Einnahme jedes, auch rezeptfreien Medikamentes während der Schwangerschaft ärztlich abzuklären.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass der Konsum jeglicher Drogen während der Schwangerschaft strikt unterlassen werden sollte um die Gesundheit des Ungeborenen nicht zu gefährden!

Zu bedenken ist auch, dass das Kind wenn in der Schwangerschaft Alkohol oder Drogen konsumiert werden, körperlich abhängig zur Welt kommt und so schon kurz nach der Geburt mit lebensbedrohlichen Entzugserscheinungen zu kämpfen hat.
Verhindern Sie dies, indem Sie während der Schwangerschaft konsequent auf Alkohol und Drogen verzichten und ermöglichen ihrem neugeborenen Kind einen so angenehmen Start in ein gesundes und glückliches Leben wie möglich!