Schnüffelstoffe

Poppers-Variante "Rave"
Synonyme:

Poppers: Rush, Rave, Hardware, Jungle Juice

Wirkstoff:
u.a. Amylnitrit und Butylnitrit Fluorchlorkohlenwasserstoffe sonstige Treibmittel in Sprühdosen Toluol, Trichloräthylen

Substanz

„Schnüffeln“ bedeutet im Sprachjargon folgendes: „Sich durch das Inhalieren von Dämpfen bestimmter leicht flüchtiger Stoffe (z.B. Lösungsmittel von Lacken, Klebstoffen) berauschen“ (DUDEN).

Unter Schnüffelstoffen versteht man meist industrielle Lösungsmittel, hauptsächlich Benzin, Aceton, Toluol und andere Fluorchlorkohlenwasserstoffe, wie auch Treibmittel und chemische Verbindungen in Sprühdosen, Klebstoffen, Kältesprays, chemischen Fleckenmitteln, Farbverdünnern, Nagellackentfernern, Haarsprays, Fahrzeugbenzin usw. Es existieren über 1400 verschiedene Substanzen, die als Schnüffelstoffe missbraucht werden.

Diese Stoffe zeichnen sich durch einen intensiven charakteristischen Geruch und eine hohe Flüchtigkeit aus (meist gasförmig oder flüssig). Zu den Schnüffelstoffen zählt auch das Poppers, ein ehemaliges Herzmedikament und in der Partyszene oft eingesetztes Mittel, das aphrodisierend wirken soll. Es enthält die verbotenen organischen Wirkstoffe Amylnitrit und Butylnitrit. Poppers wird in kleinen Fläschchen verkauft, die bunt und auffällig sind und Namen wie „rush“, „rave“ oder „hardware“ tragen. Ein weiterer Schnüffelstoff ist das Lachgas, das früher in der Medizin als Narkosemittel eingesetzt worden ist.

Schnüffelstoffe werden inhaliert, indem sie in eine Tüte, Ballons, Taschentuch o.ä. geschüttet oder auf ein Handtuch gesprüht werden. Oral aufgenommen wären Lösungsmittel tödlich. Inhaliert verursachen sie praktisch sofort einen kurzen und starken Rausch.


Wirkung

Durch das Inhalieren von Schnüffelstoffen gelangt das Lösungsmittel, durch das Absorbieren in der Lunge, sehr schnell in die Blutbahn, dadurch in das Gehirn und in sämtliche andere Organe. Häufig zeigt der Körper zunächst Abwehrreaktionen in Form von Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen, bevor der eigentliche Rausch eintritt. Der Rausch tritt unmittelbar danach ein und kann durch wiederholtes Schnüffeln stundenlang aufrechterhalten werden.

Auf Grund seiner chemischen Beschaffenheit lagern sich die so in den Körper gelangten Substanzen bevorzugt im fettreichen Hirngewebe und in den Nervenfasern ab. Da sie ein Gift für den Körper darstellen, wirken sie äußerst ätzend und reizend, insbesondere auf die Schleimhäute, Organe und das zentrale Nervensystem im Gehirn.

Schmerzempfinden und Wirklichkeitswahrnehmung sind vermindert. Allmachtsgefühle, Paranoia und Halluzinationen treten auf. Der Konsument fühlt sich leicht, sorglos und weniger gehemmt. Im weiteren Verlauf des Rausches treten Kontrollverlust, Bewusstseinseinschränkung und Wahrnehmungsstörungen auf. Zu beachten ist, dass die Schwelle zwischen Rausch und Intoxikation bei Kindern und Jugendlichen sehr viel kleiner ist als bei Erwachsenen. Die meisten Schnüffelstoffe haben eine ähnliche Wirkung wie Narkosemittel, die die Körperfunktionen herunterfahren. Im Folgestadium des Narkoserausches ist das Bewusstsein deutlich eingeschränkt, Schläfrigkeit aber auch Unruhe nehmen zu. Der Konsument nimmt seine Umgebung fast nicht mehr wahr und ist auch nicht mehr ansprechbar. Im weiteren Verlauf kann es zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand kommen. Schon beim Erstgebrauch kommt es aufgrund von Selbstüberschätzung, Bewusstlosigkeit/-seinstrübung und Unfällen/Explosionen mit hochentzündlichen Stoffen immer wieder zu Todesfällen, zu schweren Nervenschäden oder Schäden des Gehirns.

Grundsätzlich ist eine gezielte Dosierung äußerst schwierig und Wirkung als auch Nebenwirkung kaum kalkulierbar.


Sucht und Abhängigkeit

Schnüffelstoffe führen schnell zu einer psychische Abhängigkeit.

Außerdem steigen überdurchschnittlich viele Erstkonsumenten von Lösungsmitteln auf harte Drogen um. Bei regelmäßigem Gebrauch kommt es zu Toleranzbildung.


Risiken und Safer use

Lösungsmittel sind ein sehr gefährliches Gift. Akute Schäden, wie Verätzungen und Entzündungen der Atemwege sind üblich. Ebenso kann Verwirrtheit und Konzentrations- wie auch Koordinationsschwierigkeiten auftreten. Eine verwaschene Sprache wird ebenso häufig beobachtet. Zudem kann die Sauerstoffaufnahmefähigkeit der Lunge gestört werden. Todesfälle bei Konsumenten sind oft Folge von Überdosierungen, die zu Herzrhythmusstörungen und Ausfällen des Atemzentrums führen. Die Todesrate von Jugendlichen, die Schnüffelstoffe konsumieren, ist erschreckend hoch!

Vorallem der Mangel an Sauerstoff macht teilweise irreparable Langzeitschäden im Gehirn und in Leber und Niere möglich und bei regelmäßigem Gebrauch sogar wahrscheinlich. Die Schäden im Gehirn verursachen Gedächtnisausfälle, Lähmungen und Persönlichkeitsveränderungen, die kaum zu behandeln sind.
Die unmittelbaren Folgen des Konsums können sein:

Gehirn: Eine akute Gefahr stellt der Bewusstseinsverlust mit Erbrechen und Erstickungsanfällen dar. Daneben können eine Vielzahl von Empfindungsstörungen, dauerhafte Halluzinationen, vegetative Störungen und psychiatrische Erkrankungen entstehen. Viele Inhalationsstoffe lösen die Zellmembranen von Gehirnzellen auf, so dass zuerst Funktionsausfälle entstehen und dann die Gehirnzellen absterben. Für das Großhirn bedeutet das eine Veränderung der Persönlichkeit, Reizbarkeit, Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwierigkeiten, Reduktion der Lernfähigkeiten, Halluzinationen, Psychose. Für das Kleinhirn sind es Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, verwaschene Sprache. Chronischer Gebrauch führt zu Zittern und unkontrollierten Bewegungsmustern.

Der Sehnerv wird geschädigt (insbesondere durch Toluol). Sehverschlechterung bis zum Erblinden kann die Folge sein.

Einige Substanzen führen zu Blockierungen des Sauerstofftransportes im Blut.
Die Atemwege werden gereizt und die Lunge kann sich aufgrund chronischen Konsums verändern und es kann zu Atemproblemen kommen.
Desweiteren besteht Gefahr für Organe wie Leber, Niere und Herz. Hier kann es durch akute Herzrhythmusstörungen zum Herzstillstand kommen. Jede Schnüffelsubstanz kann einen sogenannten plötzlichen Schnüffel-Herztod verursachen. Aber auch Muskel, Knochenmark und das Gehör können durch Schnüffeln in Mitleidenschaft gezogen werden.

Poppers wurde früher als Arzneimittel bei Herzkrankheiten eingesetzt und kann Herzrhythmusstörungen auslösen.
Lachgas kann bei zu hoher Dosierung Atem- und Herzstillstand verursachen und bei regelmäßigem Gebrauch zu Knochenmarksveränderungen führen. In Verbindung mit anderen Substanzen können sowohl Poppers als auch Lachgas zu nicht einschätzbaren, gefährlichen Wechselwirkungen führen.

Nach dem Schnüffelrausch kann ein Kater in Form von Konzentrationsschwäche und/oder Kopfschmerz auftreten. Schnüffelstoffe führen starke Persönlichkeitsveränderungen herbei und lösen eine schnelle psychische Abhängigkeit aus.

Einen risikofreien Konsum gibt es nicht. Folgende Infos richten sich ausschließlich an Konsumenten und sind nicht als Konsumaufforderung zu verstehen! Wer trotz der bekannten Risiken konsumiert, sollte wenigstens folgende Hinweise beachten:

Da der Konsum von Lösungsmitteln schon beim Erstgebrauch zu irreparablen Schäden führen kann, gibt es keine wirklichen Safer-Use-Hinweise. Infolge der Toleranzbildung steigt das Risiko einer Überdosierung.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte jeglicher Konsum von Drogen konsequent vermieden werden, da er das Ungeborene schwer schädigt!


Recht

Der Erwerb und Besitz von Lösungsmitteln ist nicht strafbar. Sie finden sich in jedem Haushalt. Der Konsum und Besitz von Poppers und Lachgas ist ebenfalls nicht strafbar. Falls diese weitergegeben bzw. verkauft werden (nicht durch Apotheken), so macht man sich strafbar und verstößt gegen das Arzneimittelgesetz.