Buprenorphin


Buprenorphin
Substanz
Der in den Medikamenten Subutex® und Suboxone® enthaltene Wirkstoff Buprenorphin ist ein halbsynthetisches Opioid und ein potentes Schmerzmittel (Analgetikum). Es wird aus dem Opiumalkaloid Thebain gewonnen und wirkt als gemischter Agonist/Antagonist. Subutex® Sublingualtabletten sind zur Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit im Rahmen medizinischer, sozialer und psychotherapeutischer Maßnahmen bestimmt. Im Jahr 2000 wurde Subutex® in Deutschland zur Drogensubstitution zugelassen.
Seit 2007 ist Suboxone® auf dem deutschen Markt. Es enthält im Gegensatz zum Subutex® zusätzlich den Wirkstoff Naloxon. Wird Suboxone sublingual eingenommen, wird das Naloxon nicht aktiv. Erst wenn es als Pulver gesnieft oder aufgelöst gespritzt wird, wird die Wirkung aktiv und Buprenorphin verliert als Opioid seine Wirkung.
Buprenorphin wird auch in der Indikation als starkes zentral wirksames Schmerzmittel verwendet (z.B. Temgesic®). Trotz der mittlerweile erlaubten Generika sind Subutex® und Suboxone® derzeit weiter die gängigsten Substitutionsmittel auf Buprenorphinbasis.
Konsumformen:
Subutex® wird in der Substitution in Tablettenform vergeben und sublingual eingenommen. Die Tablette wird bis zur Auflösung (zwischen 5 und 10 Minuten) unter der Zunge gehalten.
Wirkung
Als partieller Agonist entfaltet Buprenorphin (Subutex® bzw. Suboxone®) eine Opiatwirkung am µ-Rezeptor und wirkt als Antagonist am kappa-Rezeptor. Es bindet sehr fest am Opiatrezeptor und verdrängt andere Opiate.
Bei der Substitutionstherapie opiatabhängiger Patienten mit Buprenorphin ist zu beachten, dass nicht zu früh auf Buprenorphin umgestellt wird und die Betroffenen keine bedeutsamen Mengen anderer Opiate im Körper haben. Dies kann unter Umständen starke Entzugssymptome verursachen, die bei einer korrekten Dosierung mit zeitlich angepasster Differenz nicht auftreten.
Um den missbräuchlichen intravenösen oder nasalen Konsum von Buprenorphin zu vermeiden wurde Suboxone® entwickelt. Es enthält den Stoff Naloxon, der bei unsachgemäßem Gebrauch Entzugssymptome auslöst. Bei der sublingualen Einnahme wird das Naloxon kaum resorbiert und gelangt somit nicht über das Blut an die Rezeptoren.
Der Vorteil der Behandlung mit Buprenorphin liegt darin, dass sich langjährig opiatäbhängige Menschen in einem regulären Substitutionsprogramm gesundheitlich und sozial deutlich stabilisieren können.
Psychische Wirkungen können sein:
Im Vergleich zu Methadon wirkt Buprenorphin deutlich weniger sedierend, wodurch sich viele substituierte Patienten als wacher empfinden und mehr in der Lage sind alltägliche Aufgaben zu meistern. Das Buprenorphin soll nach Erfahrungen von Patienten zudem eine leicht antriebssteigernde und antidepressive Wirkung haben, die jedoch nicht hinlänglich erforscht sind. Bei Patienten mit bereits bestehenden psychiatrischen Erkrankungen können folgende Wirkungen auftreten:
- Angstgefühle
- Nervosität
- Depressionen
- Desorientierung
Körperliche Wirkungen können sein:
Im Vergleich zu Methadon sind die unerwünschten Nebenwirkungen von Buprenorphin deutlich geringer ausgeprägt und machen die Substanz somit verträglicher. Während der Medikation mit Buprenorphin wirken andere zusätzlich konsumierten Opiate nicht mehr bzw. laut Angaben von Patienten deutlich geringer.
- Müdigkeit, Benommenheit
- Schmerzlinderung
- Schlafstörungen
- Schwindel und Kopfschmerzen
- Magenschmerzen
- Bei Überdosierung oder Beikonsum anderer Mittel Risiko einer lebensgefährlichen Atemdepression (v.a. mit Alkohol oder Benzodiazepin)
Sucht und Abhängigkeit
Das Suchtpotential von Subutex® bzw. Suboxone® ist vergleichbar mit dem des Heroins und führt spätestens nach 1 bis 2 Wochen Dauergebrauch zu starker psychischer und körperlicher Abhängigkeit. Die Entzugserscheinungen treten langsamer ein und verlaufen weniger heftig als beim Heroin oder bei Methadon, dauern aber bis zu mehreren Wochen an. Aufgrund erträglicherer Entzugssymptomatik wird Subutex® daher immer öfter beim Opiatentzug in Entgiftungen eingesetzt.
Risiken und Safer Use
Überdosierungen mit Buprenorphin entsprechen in ihrer Auswirkung weitgehend Überdosierungen mit Methadon oder Heroin und sind lebensbedrohlich. Es kommt zu einer zentralnervösen Dämpfung, bis hin zu Koma, Atemlähmung und Tod. Der Beikonsum von Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmitteln verstärkt diese Gefahr noch erheblich.
Subutex® bzw. Suboxone® werden sublingual eingenommen. Eine intravenöse Zuführung entspricht nicht dem vorgesehenen und sachgemäßen Umgang und birgt zusätzliche Risiken wie Infektionen (durch das gemeinsame Verwenden von Spritzbestecken besteht ein besonderes Infektionsrisiko mit HIV und Hepatitis B/C). Außerdem kann die intravenöse Injektion zu Abszessen und weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen.
Folgende Infos richten sich ausschließlich an Konsumenten und sind nicht als Konsumaufforderung zu verstehen! Wer trotz der bekannten Risiken konsumiert, sollte wenigstens folgende Hinweise beachten:
- Bei kontrollierter Substitution von Opiatabhängigen mit Subutex® bzw. Suboxone® ist unter medizinischer Aufsicht nicht mit Überdosierungen zu rechnen. Substituierte müssen vor Beginn der Behandlung aufgeklärt werden, wie stark wirksam Buprenorphin ist und dass eine für sie gut verträgliche Dosis für nicht- opiattolerante Personen tödlich sein kann.
- Bei abruptem Absetzen von Buprenorphin stellt sich in der Regel erst innerhalb von Tagen ein Entzugssyndrom ein, welches zu erhöhtem Suchtverlangen und meist zur Rückfälligkeit oder Ausweichen auf andere Substanzen führt. Das Herunterdosieren mit Methadon stellt meist das Mittel der Wahl im Entzug dar.
- Beim Umstellen von Methadon bzw. Methaddict® auf Subutex® sollte erst bis zu einer mit dem Arzt besprochenen geringen täglichen Menge herunterdosiert werden, andernfalls werden Entzugssymptome massiv verstärkt.
- Regelmäßig Zähne putzen, wegen erhöhter Kariesgefahr.
- Nach Cleanzeiten und bei unregelmäßigem Konsum besteht ein besonderes Überdosierungsrisiko. Es muss beachtet werden, dass der Körper in Abstinenzphasen seinen Toleranzlevel zurückfährt. Die gleiche Menge Buprenorphin, die man vorher konsumiert hatte kann dann zu Überdosierungen führen. Die Kombination von Buprenorphin mit anderen Drogen bzw. Psychopharmaka stellt ein weiteres unkalkulierbares Risiko dar.
- Bei einer Überdosis kann der Betroffene bewusstlos werden oder sogar in ein Koma fallen. Die Haut wird kalt und bläulich – die Atmung flach und unregelmäßig.
- Bei Drogennotfällen sofort den Notarzt rufen. Unter der Nummer 112 kann ein Notarzt angefordert werden. Es ist wichtig, bei der betreffenden Person zu bleiben. Den Arzt aufklären, wie es zu dem Notfall gekommen ist.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte jeglicher Konsum von Drogen konsequent vermieden werden, da er das Ungeborene schwer schädigt!
Recht
Subutex® bzw. Suboxone® ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Es wird ärztlich auf ein BTM-Rezept verordnet und darf nicht weitergegeben oder verkauft werden.
In einer qualifizierten Substitutionsbehandlung muss mit dem behandelnden Arzt in Zusammenarbeit mit der dort angegliederten Suchtberatung ein Behandlungsvertrag abgeschlossen werden. Der Behandlungsvertrag richtet sich nach den gesetzlichen Kriterien der Substitution und schließt eine psychosoziale regelmäßige Begleitung von der Suchtberatung mit ein.
Abhängige, die mit Buprenorphin (Subutex® bzw. Suboxone®) substituiert werden, gelten laut Straßenverkehrsordnung nicht als fahrtauglich. Nur in seltenen Ausnahmefällen ist eine Ausnahmeregelung möglich, nämlich wenn dies besondere Umstände rechtfertigen. Dazu zählt eine mehr als einjährige beikonsumfreie Buprenorphinsubstitution, eine psychosoziale stabile Integration, sowie eine stabile Persönlichkeit.
Nachweisbarkeit:
Subutex® bzw. Suboxone® ist entsprechend der konsumierten Menge und der Regelmäßigkeit des Konsums bis zu 10 Tage im Urin und bis zu 2 Tage im Blut nachweisbar. In den Haaren kann Drogenkonsum je nach Haarlänge bis zu 6 Monate nachgewiesen werden (1 cm entspricht 1 Monat).