Alkohol

Ethylalkohol oder Ethanol
Substanz
„Alkohol“ (Ethylalkohol oder Ethanol; C2H5OH) bezeichnet umgangssprachlich den berauschenden Bestandteil alkoholischer Getränke. Alkohol entsteht durch Gärung von Zucker beziehungsweise Stärke. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Vorgang, wobei der Zucker durch Mikroorganismen, Hefe, in Äthanol und Kohlendioxyd umgewandelt wird. Somit handelt es sich um ein Stoffwechselprodukt lebender Mikroorganismen unter Luftabschluss („anaerob“). Diese Erkenntnis gelang Louis Pasteur im Jahr 1857. Doch nur Flüssigkeiten bis zu ca. 15 Prozent können auf natürliche Weise entstehen, da die Mikroorganismen in höherprozentiger Umgebung absterben.
Alkohol ist ein Zellgift und entwickelt in höheren Konzentrationen konservierende Eigenschaften (Abtöten von Keimen, Sterilisieren), siehe auch „Rumtopf“. In die Zellen kann der Alkohol problemlos passieren, da die Körperzellen ausschließlich durch hauchdünne, fettähnliche Filme (Plasmamembrane) geschützt sind. Aufgrund des CH3-Teils ist Alkohol in Fetten löslich und kann somit die Plasmamembrane durchdringen. Darüber hinaus ist Alkohol leichter als Wasser und geht aufgrund seiner OH-Gruppe eine Verbindung zu den leicht negativ geladenen Wassermolekülen ein. Beim Menschen hat dies folgende Bedeutung: Im Blut und im Körpergewebe löst sich dadurch der Alkohol genauso problemlos wie Whiskey in der Cola.
In reiner Form, die in der Natur so nicht vorkommt und nur durch Destillation hergestellt werden kann, ist Alkohol eine farblose, brennend-bitter schmeckende Flüssigkeit, die mit blauer Flamme verbrennt.
Ein Gramm Alkohol hat einen physiologischen Brennwert von 29kJ, gut sieben Kilokalorien Energie. Eine Flasche Wein enthält somit 470 Kilokalorien. Zum Vergleich: ein Gramm Fett enthält neun Kilokalorien, ein Gramm Zucker vier Kilokalorien. Alkohol enthält also fast so viele Kalorien wie Fett und fast doppelt so viele wie Zucker.
Der Anteil reinen Alkohols ist von Getränk zu Getränk unterschiedlich. Für Getränke gibt es eine Veranschaulichung von Standardgläsern, die auf folgender Internetseite zu finden ist:
Alkohol – Kenn dein Limit: http://www.kenn-dein-limit.info/wie-viel-ist-drin.html
Alkohol kann auch in Pralinen, anderen Süßigkeiten und Fertigsoßen in ganz unterschiedlicher Konzentration vorkommen.
Wirkung
Alkohol ist ein Zellgift und dringt über die Schleimhaut des Verdauungstraktes rasch in die Blutbahn und durchströmt den gesamten Organismus. Der Konsum von Alkohol erhöht die Konzentration des „guten“ HDL-Cholesterins im Kreislauf und das Zusammenballen von Blutplättchen wird verringert, was zu einer Verdünnung des Blutes führt. Diese positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem sind aber auf sehr geringe Alkoholmengen beschränkt und werden bei Überschreiten dieser Grenze schnell von den negativen Wirkungen zunichte gemacht. Unter anderem werden die Blutgefäße der Haut erweitert, was zu einem hohen Wärmeverlust führt. In den übrigen Bereichen verengen sich die Gefäße, weshalb der Blutdruck steigt. Wichtige Elektrolyte werden in zu großen Mengen ausgesondert und auch die Nebennierenhormone werden vermehrt freigesetzt. Darüber hinaus hat der Alkohol bereits nach wenigen Minuten das Gehirn erreicht. Dort wird eine Reihe von Transmittersystemen beeinflusst. Unter anderem wird Dopamin freigesetzt, ein Neurotransmitter, der für das Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielt. Zudem wird – ähnlich wie bei Benzodiazepinen – die hemmende Wirkung des Neurotransmitters GABA verstärkt. Daraus ergibt sich eine angstlindernde und auch beruhigende Wirkung. Die erlebte Wirkung des Alkohols hängt selbstverständlich von der getrunkenen Menge ab, aber auch von der körperlichen und seelischen Verfassung der Konsumierenden und der Gewöhnung. Typischerweise setzt zunächst eine enthemmende, stimmungsverbessernde Wirkung ein und meistens nimmt die Kontaktfreudigkeit zu. Bei größeren Mengen treten massive Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen ein, was in Müdigkeit und Benommenheit umschlagen und zu Bewusstlosigkeit führen kann.
Etwa 30-60 Minuten nach der Alkoholaufnahme wird die höchste Blutalkoholkonzentration erreicht. Die Aufnahme hängt von der Trinkweise, dem Getränk (Alkoholanteil, Temperatur, Kohlensäure, Zucker) und der Füllung wie auch dem Zustand des Magens ab. Zudem spielt das Körpergewicht und das Geschlecht eine Rolle. Männer haben einen höheren Körperwasseranteil, weshalb bei ihnen die Blutalkoholkonzentration etwas weniger schnell ansteigt. Frauen werden daher schneller betrunken. 2-5% des Alkohols werden über Atemluft, Schweiß und Urin ausgeschieden, während der Hauptabbau über die Leber erfolgt. Abhängig von verschiedenen individuellen Faktoren beträgt die Abbauzeit beim Menschen etwa 0,1-0,2 Promille stündlich.
Folgende Faktoren beinflussen das Abbautempo:
- Geschlecht (Alkohol baut sich bei Frauen langsamer ab, da sie eine geringere Menge des alkoholabbauenden Enzyms ADH haben)
- Körpergröße/Gewicht (höheres Gewicht = geringere Alkoholkonzentration, das sich der Alkohol auf eine höhere Menge Körperwasser verteilen kann)
- Alter (verantwortlich für den Alkoholabbau im Körper ist u.a. ein Enzym, das in der Leber produziert wird. Die Produktion dieses Enzyms ist in jungen Jahren noch nicht so hoch und nimmt im Alter ab)
- Medikamente und Krankheiten
Psychische Wirkungen können sein:
- Entspannung, Beruhigung
- Gehobene Stimmung (Euphorie) – gesteigerte Kontaktfreude – Verlust von Hemmungen – Verdrängung von Ängsten
- Ebenso möglich: depressive Stimmung
- Abnahme der Kritikfähigkeit
- Erhöhte Risikobereitschaft und Aggressivität
- Bewusstseinstrübung etc.
Körperliche Wirkungen können sein:
- Herz/Kreislaufsystem wird angeregt (Erweiterung der Haut-Blutgefässe, Körper gibt mehr Wärme ab)
- Verlangsamung des Reaktionsvermögens
- Gleichgewichtsstörungen und Koordinationsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen
- Orientierungsschwierigkeiten
- Sprachstörungen
- Einschränkung des Sehfeldes (Tunnelblick)
Sucht und Abhängigkeit
Ein wichtiger Baustein für die Entwicklung einer Abhängigkeit ist die Verfügbarkeit der Droge. Alkohol ist jederzeit legal erhältlich, insofern man das Mindestalter hierfür hat. Der Konsum ist zudem weit verbreitet und bei nahezu allen gesellschaftlichen Anlässen vorhanden. Darüber hinaus spielen soziale Faktoren, wie auch persönliche Eigenschaften eine entscheidende Rolle, ob eine Abhängigkeit entwickelt wird oder nicht.
Regelmäßiger Konsum von alkoholischen Getränken führt zu steigender Toleranzerweiterung und Kontrollverlust. Laut dem statistischen Bundesamt waren im Jahr 2012 3,4 % der Gesamtbevölkerung abhängig von Alkohol. Dies sind knapp 2 Millionen Menschen. Weitere 3,1 % (knapp 1,8 Millionen) konsumieren den Alkohol in missbräuchlichem Maße.
Entzugssymptome wie Nervosität, Zittern oder Schlafstörungen sind deutliche Hinweise für beginnende oder bereits chronische Abhängigkeit. Von einer Abhängigkeit wird gesprochen, wenn drei von sechs Suchtkriterien erfüllt werden.
Wenn eine körperliche Abhängigkeit vorliegt, können nach dem Absetzen des Alkohols Entzugserscheinungen auftreten. Diese können lebensbedrohlich ausfallen und müssen notfallmedizinisch behandelt werden. Eine Entgiftung unter medizinischer Aufsicht im Krankenhaus oder entsprechenden Entzugskliniken ist daher empfehlenswert.
Die Folgen einer Abhängigkeit sind meist vielfältig und katastrophal. Neben den körperlichen Folgen leiden die Personen häufig an psychischen Problemen wie Stimmungsschwankungen, Angstzuständen und Depressionen bis hin zur Selbstmordgedanken. Auch im sozialen Bereich kann eine Abhängigkeit schwerwiegende Folgend haben: Die Menschen im näheren Umfeld leiden unter den Auswirkungen der Alkoholabhängigkeit; Freundschaften und Partnerbeziehungen zerbrechen, besonders betroffen sind vor allem die Kinder von alkoholkranken Eltern; Verlust des Arbeitsplatzes etc..
Risiken und Safer Use
Risiken des akuten Gebrauchs:
- Opfer oder Täter von Gewalt
- Erhöhte Unfallgefahr – Risikobereitschaft steigt, Urteilsvermögen und Reaktionsfähigkeit sinkt
- Leichtsinniges Verhalten mit teilweise schwerwiegenden Folgen
- Steigende Wechselwirkung mit zahlreichen Medikamenten
- Ausschaltung des Erinnerungsvermögens (Filmriss)
- Lähmung des Atemzentrums
- Verletzungen wie Verbrennungen oder Erfrierungen durch betäubende Wirkung des Alkohols
- Zerstörung von Gehirnzellen
- Alkoholvergiftung mit Todesfolge (Tod durch Atemstillstand)
Risiken des chronischen Missbrauchs:
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Vorzeitiges Altern
- rötliche Hautveränderungen
- Nervenentzündungen, Polyneuropathie
- Persönlichkeitsveränderungen
- Magenschleimhautentzündungen
- Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen
- Depressionen, Angstzustände
- Alkohol wirkt auf die Insulinausschüttung und die Fettausschüttung im Körper, was bei chronischem Alkoholkonsum eine Ursache für Diabeteserkrankungen und für frühzeitige Arteriosklerose, Gicht und Neuralgien sein kann.
- Beeinflussung des körperlichen Abwehrsystems. Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht die Anfälligkeit gegenüber Infektionen und behindert die Heilungsfähigkeit bei bestehenden Infektionen.
- Störung der Sexualfunktion: Bei Männern kann es zu Potenzstörungen kommen – bei Frauen zu Zyklusstörungen und Störungen des Sexualtriebes.
- Epileptische Anfälle
- Schwere Schädigungen der Leber, des Herzens, der Bauchspeicheldrüse, etc.
- Erhöhtes Krebsrisiko (z.B. Leberkrebs, Speiseröhrenkrebs)
- Korsakow-Syndrom: Zerstörung von Gehirnzellen (zuerst Einschränkung der Erinnerungsfähigkeit, schließlich Minderung der Intelligenz, geistiger Abbau)
- Leberzirrhose, Alkoholhepatitis
Folgende Infos richten sich ausschließlich an Konsumenten und sind nicht als Konsumaufforderung zu verstehen! Wer trotz der bekannten Risiken konsumiert, sollte wenigstens folgende Hinweise beachten:
- Nicht auf nüchternen Magen trinken, da der Alkohol dadurch schneller wirkt.
- Zwischen alkoholischen Getränken Wasser zu trinken kann Betrunkenheit vorbeugen.
- Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten beachten. Alkohol kann die Wirkung einzelner Medikamente verstärken, was unter Umständen zu gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen führen kann. Besser den Arzt nach möglichen Wechselwirkungen mit Alkohol fragen.
- Beachten, dass sogenannten Alcopops (zuckerhaltige Mixgetränke) mit fruchtigen Aromen über den tatsächlichen Alkoholgehalt täuschen. Diese Getränke können aufgrund der Süße besonders schnell getrunken werden und gelangen aufgrund des Zuckers und der Kohlensäure besonders schnell ins Blut, was einen schnellen Rausch zur Folge hat.
- In bestimmten Situationen (Autofahren, Arbeit, bei großer Hitze, körperlicher Anstrengung, Sport) ganz auf Alkohol verzichten.
- Bei bestehenden Infektionskrankheiten (z.B. Grippe) ganz auf Alkohol verzichten, da dieser die Abwehrkräfte schwächt.
- Alkohol nicht mit atemdepressiven Substanzen wie GHB, Ketamin, Benzodiazepinen etc. kombinieren ( kann z.B. zu Atemdepression, Atemstillstand führen!). Die Kombination von Alkohol mit GHB ist einer der häufigsten Gründe für Drogennotfälle.
- Alkohol nicht mit aufputschenden Substanzen kombinieren (z.B. Ecstasy, Kokain, Speed etc.): große Belastung von Leber, Nieren und Kreislauf, trocknet den Körper aus und kann zu Wärmestau und Überhitzung führen!
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte jeglicher Konsum von Drogen konsequent vermieden werden, da er das Ungeborene schwer schädigt!
Recht
Alkohol ist in Deutschland legal erhältlich. Im Jugendschutzgesetz ist geregelt, dass an Jugendliche ab 16 Jahren legal Bier, Wein, Obstwein und Sekt abgegeben werden dürfen, Branntwein und branntweinhaltige Getränke aber erst ab 18 Jahren.
Führerschein:
Alkohol spielt eine wichtige Rolle als Ursache von Verkehrsunfällen. Das Risiko steigt naturgemäß mit der Höhe der Blutalkoholkonzentration (BAK). Daher hat der Gesetzgeber bzw. die Rechtssprechung des BGH Grenzwerte für die BAK vorgegeben, bei deren festgestellter Überschreitung auch ohne einen Unfall Sanktionen (Geldbußen, Fahrverbot) verhängt werden.
Innerhalb von zwei Jahren nach dem Erwerb des Führerscheins und für alle bis zur Vollendung des 21.Lebensjahres gelten die 0,0 Promillegrenzen. Diese Zielgruppe muss bei unter 0,5 Promille bereits mindestens 250 Euro Strafe zahlen, bekommt einen Punkt in Flensburg, die Probezeit wird um weitere zwei Jahre verlängert und eine Nachschulung verlangt.
Wer mit einer BAK bis 0,3 Promille ein Fahrzeug führt, macht sich nicht strafbar. Dies ändert sich jedoch, wenn man in einen Unfall verwickelt wird:
STRAFTAT: Bei Unfall oder anderer alkoholbedingter Ausfallerscheinungen ab 0,3 Promille BAK:
- Fahrerlaubnisentzug
- Freiheits- oder Geldstrafe
- 2 – 3 Punkte im Fahreignungsregister
Bei einem Unfall sind die Konsequenzen weitreichend: man hat eine Straftat begangen und wird z.B. wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt und bestraft. Der Versicherungsschutz von Autohaftpflicht- und Kaskoversicherung , privater Unfallversicherung und Berufsgenossenschaft erlischt teilweise oder vollständig.
Ab 0,5 Promille BAK spricht man von der relativen Fahruntüchtigkeit, die im § 24a StVG verankert ist und als Ordnungswidrigkeit geahndet wird.
ORDNUNGSWIDRIGKEIT: Ab 0,5 Promille BAK:
- Fahrverbot bis zu drei Monaten
- Bußgeld bis zu 3000 Euro
- 2 Punkte im Fahreignungsregister
- MPU im Wiederholungsfall
Ab 1,1 Promille BAK ist man absolut fahruntüchtig (Straftat nach § 315c StGB, § 316 StGB). Eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung MPU kann angeordnet werden.
STRAFTAT: Ab 1,1 Promille BAK (absolute Fahruntüchtigkeit) (z.B. Verkehrskontrolle):
- Fahrerlaubnisentzug
- Freiheits- oder Geldstrafe
- 2 – 3 Punkte im Fahreignungsregister
- MPU
Übrigens: wer betrunken Fahrrad fährt, kann ab 1,6 Promille auch auf diese Weise den Führerschein verlieren. Wer als betrunkener Fahrradfahrer (auch schon ab 0,3 Promille BAK) einen Unfall verursacht oder als fahruntauglich gilt, macht sich strafbar. Dies kann Konsequenzen für den Führerschein nach sich ziehen.